Am 04. April dieses Jahres wird in China das Qingming Fest 清明节 begangen. Es wird dem chinesischen traditionellen chinesischen Kalender folgende an dem Tag gefeiert, an dem die Sonne bei 15° steht, also 106 Tage nach dem Frühlingsfest. Damit beginnt ebenfalls die Qingming-Phase, die an dem Tag endet, wenn die Sonne bei 30° steht.
Qingming ist neben dem Frühlingsfest 春节, dem
Drachenbootfest 端午节 und dem Mitherbstfest中秋节 das wichtigste
traditionelle Fest im heutigen China und seit 2008 ein offizieller gesetzlicher
Feiertag.
Dem Brauchtum folgend ist es der Tag des Saomu (扫墓) der Grabpflege [wörtl.: Gräber fegen], und entsprich demnach
in etwa den hiesigen Allerheiligen oder Allerseelen.
Chong'er |
Sowohl der Name als auch das Brauchtum des Festes
erschließen sich aus einer antiken Sage um Chong’er 重耳 (697-628 v.u.Z.), den Herrscher Wen des Staates Jin (Jin Wen Gong 晋文公), der in der Zeit der streitenden Reiche (770-476 v.u.Z.) im
chinesischen Altertum lebte.
Als Wen durch einen Staatsstreich einer Konkubine
seines Großvaters seines Anspruchs auf den Thron beraubt worden war, floh er
mit seinem Gefolge ins Exil. Die Flucht war so fordernd, dass Wen bald vor
Hunger dem Tode nahe war. Sie kamen sie in ein Gebiet, in dem auch nach Tagen nichts
Essbares zu finden war.
In der Not schnitt sich einer seiner Begleiter,
Jie
Zitui 介子推, ein Stück Fleisch aus der Wade und kochte daraus
eine Suppe für seinen Herrn, der durch die Kost schnell wieder genesen war. Als
Wen erkannte welches Opfer Jie Zitui geleistet hatte, weinte er vor Rührung.
Jies einziger Wunsch war es, dass Chong’er, da er jetzt die Entbehrungen der
Armen kenne, später ein mildtätiger Herrscher sein möge.
Statue des Jie Zitui |
Nachdem Chong’er viele
Jahre später den Thron von Jin zurückerobert hatte, bedachte er die Mitglieder
seines Gefolges mit vielen Ehrungen und Würden, einzig Jie Zitui vergaß er. Die
Freunde Jies waren darüber sehr erzürnt und drängten Jie dazu, darüber beim
Herrscher vorstellig zu werden. Jie aber weigerte sich und zog mit seiner
Mutter in die Einsamkeit auf den schwer zugänglichen Mianshan (绵山) Berg, in der heutigen Provinz Shanxi 山西省 gelegen.
Der zutiefst beschämte Chong’er, der seiner schweren Nachlässigkeit gewahr geworden war, bat Jie um eine
Unterredung. Doch Jie weigerte sich. Er wolle keine Ehrung. Die Berater des
Herrschers rieten ihm, den Wald auf dem Berg abzubrennen, um Jie vom Berg zu
zwingen. Doch Jie stieg nicht herab.
Nach dem Erlöschen des Feuers fanden Chong’er
und seine Begleiter den Leichnam Jies und seiner Mutter unter einer
abgebrannten Weide. In einem Astloch entdeckten sie einen mit Blut
geschriebenen Brief Jies, in dem er als treuer Diener seines Herrn einzig darum
bat, Chong’er möge sich seiner erinnern und ihn im Herzen tragen und dadurch stets
klar (qing) und hell (ming) in seiner Regierung sein. Chong'er trug den Brief zeitlebens bei sich, um sich an die Mahnung Jie Zituis zu erinnern. Auf dem Mianshan Berg wurde zu Ehren Jie Zituis ein Tempel errichtet, in dem eine überlebensgroße Statue Jie darstellt (siehe Bild), ein beliebtes Ausflugsziel.
Ein Jahr darauf, zum chinesischen Hanshi Fest
stieg Chong’er erneut auf den Berg um zu entdecken, dass die niedergebrannte
Weide wieder nachgewachsen war und Blätter trug. Er benannte sie als klare und
helle Weide. Nach seiner Rückkehr in den Palast bestimmt er sofort, der Tag
nach dem Hanshi Fest solle ab sofort jährlich als das Klar-und-Hell-Fest begangen
werden. In den folgenden Jahrhunderten wurde es zur Tradition, an diesem Tag
der Vorfahren zu gedenken.
Bildquellen:
- http://www.pcauto.com.cn/qcbj/sy/csh/1203/1878435.html
- http://wap.kaiwind.com/culture/201506/06/t20150606_2556994.shtml
- http://travel.163.com/13/0617/13/91IUI19000063KE8_all.html