Musk Ming |
In der letzten Woche traf ich den in Berlin lebenden chinesischen
Künstler, Designer und Musiker Musk Ming (麝明) in der Galerie Avantgarde in Schöneberg, in der seine neuesten Werke gerade ausgestellt
sind. Dort beantwortete er mir einige der Fragen zu seiner Entwicklung
als Künstler und seinen Bildern.
Sein ungewöhnlicher Künstlername besteht zum einen aus seinem Kindernamem Ming, mit dem er als kleiner Junge von seinen Eltern gerufen wurde, der so viel wie "hell", "klar" oder auch "einsichtig" bedeutet. Zum anderen aus Moschus, der in China eine sehr positive Konnotation als angenehmer Wohlgeruch habe, nicht der schwere, herbe Männerduft, als der Moschus hierzulande oft angesehen wird.
In zwei seiner neuesten Bilder, zwei Selbstportraits,
verarbeitet er seinen Namen künstlerisch.
Sein ungewöhnlicher Künstlername besteht zum einen aus seinem Kindernamem Ming, mit dem er als kleiner Junge von seinen Eltern gerufen wurde, der so viel wie "hell", "klar" oder auch "einsichtig" bedeutet. Zum anderen aus Moschus, der in China eine sehr positive Konnotation als angenehmer Wohlgeruch habe, nicht der schwere, herbe Männerduft, als der Moschus hierzulande oft angesehen wird.
Musk/麝 |
Ming/明 |
Beiden Bildern ist ihre starke Symbolkraft gemeinsam, in der sowohl die Verbindung zur Natur, als auch die enge Bindung an die kulturelle Identität seiner Heimat zu Ausdruck kommen.
Pink Tears / 粉淚
|
Ebenfalls in seiner aktuellen Ausstellung ein Werk, über die Rechte und Leiden der Frauen in China, Pink Tears, in dessen Mittelpunkt eine chinesische Frau sitzt, an deren rechter Wange eine pinke träne herunterfließt. Sie greift sich an den Ausschnitt und versucht ihn aufzuziehen, als ob sie nicht genug Luft bekäme. Das chinesischen Cheongsam (Qipao 旗袍) hier in modernem Stil, ist das Inbild der Xiaojie (小姐), der kleinen großen Schwester, wie auch heute noch Fräulein genannt werden. Mit dieser einstmaligen Bezeichnung für junge Frauen aus besserer Gesellschaft, werden heute Kellerinnen von älteren Männern unflätig gerufen und in manchen Landesteilen von China sogar leichte Damen bezeichnet. Ein Symbol für die Unterdrückung der Frau. Zugleich sind aber die Füße entblößt, die im vormodernen China oft gebunden war. Goldenen Lotus nannte man in China diese "Jadefüße", die es Frauen unmöglich machten normal zu gehen. Und die Auswicklung der Füße war die erste Befreiungsaktion der Emanzipatoren im China des frühen 20. Jahrhunderts. Es sind in diesem Bild sowohl Symbole der Unterdrückung als auch der Befreiung zu finden, was die Lage der Frauen in China sehr gut beschreibt. Denn in China haben die Frauen ihre Abhängigkeit von Mann und Familie eingetauscht, gegen eine Abhängigkeit von Staat und Gesellschaft, wie es Li Xiaojiang sagt, die Grand Dame der chinesischen Frauenwissenschaft.
Das besonders raffinierte an diesen drei Bildern ist die Dreidimensionalität, die Umkehr von Vorder- und Hintergrund, die nur am Original zu sehen ist. Der scheinbare Hintergrund ist auf der Deckscheibe und nur durch eine Aussparung ist das zentrale Element des Bilder zu sehen.
Musk Ming stellt in einigen seiner Werke nackte Körper in den
Mittelpunkt, häufig von jungen Männern. Für Ming ist das weniger
Erotik, als die Entkleidung des Menschen, die Zurückführung in seine natürliche
Form, ohne die Attribute der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Klasse
oder politischer Ausrichtung, hinter denen sich viele Menschen versteckten.
Sein Bild Fanglang
xinghai 放浪形骸, was in etwa zügellos
bedeutet, zeigt einen nackten jungen Mann frontal in einer lasziven Pose, hinter Sinnbildern der Stadt Berlin, der seine Geschlechtsteile mit der Hand verdeckt und nur eine Uniformmütze der
chinesischen Volksbefreiungsarmee trägt, ein Element, dass häufiger in seinen Bilder zu finden ist. Ich fragte Ming, ob dies möglicherweise
eine Spitze gegen die Prüderie der chinesischen Politik und
Gesellschaftsideologie sei, in der die Armee eine wichtige, wenn nicht
entscheidende Rolle spielt. Ming sagte mir, er sei eher unpolitisch und es sei
nicht sein Ziel gewesen, zu kritisieren. Vielmehr habe sein Vater im Militär gedient
und er selbst sei in den Familienunterkünften einer Kaserne aufgewachsen. Für ihn sei
die Verwendung der Uniformmütze eher eine Art von Kindheitsverarbeitung. Das Bild ist aber auch ein Symbol für die fast ungeahnte Freiheit, die eine Stadt wie Berlin für einen jungen Menschen aus der VR China bietet. Deutschland ist für Musk Ming ein angenehmer Wohnort, an dem er viele seiner künstlerischen Ziele verwirklichen kann. Aber er liebt China und möchte, sobald es die politischen Zustände ermöglichen, wieder dort leben und arbeiten.
Fanglang xinghai/放浪形骸 |
Das Kapital/资本论 |
In der aktuellen Ausstellung finden sich noch weitere Werke verschiedener Maltechniken, die Musk Mings breites Schaffen zeigen.
Weitere Bildern mit näheren Informationen hier
Links zum Künstler
http://www.muskming.com/
https://www.facebook.com/muskming
http://www.youtube.com/user/muskming
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